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Portraitaufnahmen ohne Studioequipment?


Sieh dir mal diese Bild von mir an. Sieht aus wie aus einem Fotostudio oder? Was aber wenn ich dir sage, dass ich dieses Foto mitten in meinem Wohnzimmer ohne jegliche Studioausrüstung (abgesehen von meiner Kamera) geschossen habe? Überzeug dich selbst, ich erzähl dir wie ich das gemacht habe ;)


Denn du kannst das auch.


Ich habe mir die Frage gestellt, ob es möglich ist, ohne professionellem Fotostudioequipment, trotzdem Qualitativ gute "Studio-Portraits" zu machen. Gerade jene, die erst in die Fotografie einsteigen oder dieses nicht professionell Ausüben, haben oft nicht unbedingt das nötige Kleingeld um sich solch ein Equipment leisten zu können.


Daher wollte ich in einem Selbstversuch mal testen, ob ich ohne jeglichem Fotostudioequipment und nur mit den in meiner Wohnung mir zur Verfügung stehenden Mitteln, Portraits von mir machen kann, die aber auf dem auf dieses Niveau kommen.


Ob mir das gelungen ist werdet ihr hier erfahren und das tolle an dem ganzen ist, ihr könnt das ohne großen Aufwand und (noch viel wichtiger) ohne großartig viel Geld ausgeben zu müssen, direkt nachmachen :)


Meine Ausgangssituation

Wie oben bereits geschildert, war meine Mission, ohne hochwertige Studioausrüstung, fantastische Portraits zu machen. Ich bin sogar soweit gegangen, dass ich mir überlegt habe, wie ich dies nur mit jenen Mitteln bewerkstelligen kann, die ich in meiner Wohnung zur Verfügung habe.


Alles was ich benötigt habe waren folgende Materialien:

- Gummibänder

- Weißes lichtdurchlässiges Tuch (z.B. Taschentuch)

- kleine Stehleiter mit drei Stufen

- Leselektüre aus meiner Schulzeit (Pflichtlektüre) ;)

- Lampen (Fest verbaut oder Stehlampen für Schreibtisch)

- Meine Kamera (Sony Alpha 7 M2)

- Objektiv (Sigma 105mm 1,4F E-Mount)

- Leintuch (schwarz oder weiß je nach Hintergrundwahl)


Das einzige was an meinen verwendeten Materialien wirklich teuer ist, ist meine Kamera samt Objektiv. Aber das ändert nichts an der Umsetzung, denn diese Vorgehensweiße funktioniert mit allen möglichen Kameras und Objektiven.


Die richtige "Location"

Wichtig (wenn nicht sogar das wichtigste an dem ganzen) ist sich einen Ort zu suchen, an dem viel Licht vorhanden ist und auch von dir selbst manipuliert bzw. beeinflusst werden kann. Bei mir ist es in diesem Fall mein Wohnzimmer. Es dringt viel Licht durch die Fenster herein welche ich durch weiße Indoor Rollos aus Stoff dimmen kann und 5 Warmfarbene LED Lampen an der Decke, welche ich auch drehen, sprich wie ich es möchte, ausrichten kann.


Außerdem habe ich meine Wände in weißer Farbe, bis auf meine Arbeitsecke und Medienlandschaft. Dort ist meine Wand mit schwarz-grauer Tapete versehen.




Um einen farbigen Hintergrund zu bekommen (abgesehen von einer weißen Wand) verschaffen uns unsere Spannleintücher Abhilfe. Die haben wir alle in verschiedenen Farben zu Hause rumliegen und können auch mal kurz als "Shooting" Hintergrund herhalten ;). Diese eignen sich perfekt um mal schnell über eine Tür darübergestülpt zu werden.





Hier ist wichtig zu erwähnen, dass wir nur Hochformatportraits machen könnten (Gut Breitbild ginge schon auch aber damit man nicht viel vom Rand verliert müsste man sehr nah ans Motiv ran, hängt aber auch vom verwendeten Objektiv ab). Für Breitbildportraits, würden wir das Spannleintuch noch weiter in die breite ziehen und versuchen mit einem Seil samt Hacken oder Duct Tape zu fixieren (Vorsicht mit dem Einsatz von Duct Tape, hält sehr gut ;) ). Achja wenn wir schon von Duct Tape sprechen, dies sollte unbedingt immer in deiner Fotoausrüstung vorhanden sein, du weißt ja nie wann du es brauchst und wenn, dann wirst du dir selbst dankbar sein, dass du auf mich gehört hast ;) Was sonst noch alles in deiner Ausrüstung meiner Meinung nach drin sein sollte, kannst du in meinem Artikel <Was darf in (m)einem Kamerarucksack nicht fehlen> nachlesen.


Die Vorbereitungen

Als Erstes kommen die Gummibänder und die Taschentücher zum Einsatz. Sämtliche Lampen, die auf das Motiv gerichtet sind, werden damit versehen. Zwei meiner Lampen habe ich direkt auf mich gerichtet, ohne die Taschentücher war das Licht zu direkt und warf sehr harte Schatten in meinem Gesicht. Also habe ich zwei meiner 5 Deckenlampen mit dem Taschentuch "gedimmt" und zwei weitere Lampen indirekt auf mich gerichtet, sodass lediglich der äußerste Lichtkegel mich trifft und der direkte Lichtstrahl auf die Wände neben mir hingehen. Dies erzeugt dann auf das Motiv (was in diesem Fall ich selbst war) ein weiches Licht.




Dann habe ich mir überlegt, wie ich die Kamera auf mich richten soll. Klar hätte ich ganz einfach mein Stativ verwenden können, doch nicht jeder hat eines also hab ich mir auch dafür etwas überlegt.


Man nehme einmal eine kleine 3-Stufenleiter und einige Bücher aus der Schulzeit, welche im Laufe des Maturajahrgangs als Pflichtlektüre zu lesen waren und bevor diese unnötig Staub ansammeln, machen sie sich ja doch nochmal nützlich ;) und schon hat man eine stabile erhöhte Position für die Kamera und die Bücher dienen zum Ausrichten des Höhenwinkels.




Nun musste ich mein Telefon nur noch mit der Kamera Verbinden um diese damit Fernsteuern zu können und konnte mich dann dort wo ich wollte, platzieren. Ich entschied mich, vor meiner Tapetenwand zu Platzieren.


Hier ist dann im laufe der Fotosession viel herumexperimentieren gefragt. Einerseits mit den Kameraeinstellungen (Belichtungsdreieck - Den Spickzettel für das Belichtungsdreieck kannst du dir hier holen) und mit der Lichtsetzung. Ich musste oft die Lampen nachjustieren bis ich sie so hatte, wie ich es vom Lichteinfall in meinen Fotos auch gewollt habe.


Fazit

Es ist definitiv spannend und interessant, mit solchen Gegebenheiten zu experimentieren. Vor allem, auf welche kreativen Lösungen man kommen kann. Um die anfängliche Frage zu beantworten, ob man immer ein hochprofessionelles Studioequipment benötigt um richtig coole Portraits zu machen?


Nein definitiv nicht.


Was aber auch klar unbestreitbar ist, es bietet sehr viele Vorteile und Bequemlichkeiten und möchte man wirklich Portraits machen ohne Abstriche hinsichtlich fehlender Lichtquellen, Hintergründe usw. hinnehmen zu müssen, kommt man um ein Fotostudioequipment nicht herum. Hat man aber nicht das nötige Kleingeld dafür, dann können solche "Experimente" wie ich es hier gemacht habe, definitiv eine schnelle Abhilfe schaffen um dennoch zum vl. gewünschten Ergebnis zu kommen und sie machen auch definitiv spaß und fördern deine Kreativität in Sachen lösungsorientiertem Denken. Wer weiß, vl. kommst du so ja auf ganz neue Ideen und findest neue Herangehensweisen ;) Wenn dem so ist, dann las es mich doch in den Kommentaren wissen :)


Nun möchte ich dich aber nicht weiter auf die Folter spannen und dir meine selbstgemachten Portraits von mir Zeigen, viel Spaß beim betrachten und wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, dann lass mir doch ein "Herzchen" da.



Ein bisschen Spaß bei der Arbeit muss sein ;)



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